Erwartungen an eine Weltreise – Resümee nach 2 Jahren on Tour

Negril, JAMAIKA  ||

Man, was hatten wir für Erwartungen und Projektionen an unsere Weltreise: „Wenn wir erst mal auf Reisen sind, dann…“, war unsere Ausrede für all die Versäumnisse, zu denen wir im 9-5-Alltag nicht kamen. Alles wurde auf die Reise projiziert und aufgeschoben. Dazu kamen Pläne, Vorstellungen und Erwartungen an den Reisealltag, an die bereisten Länder und Kulturen, an einen neuen Lifestyle und letztendlich an uns selbst. Kann eine Weltreise unseren hohen Erwartungen gerecht werden? Hier unser Resümé nach zwei Jahren non-stop on Tour.

Lange träumten wir von einer Weltreise. Dabei entstehen viele Wünsche und Erwartungen an die Reise.

Vor unserer Abreise vor zwei Jahren hatten wir irgendwann mal den Geistesblitz, all die Erwartungen, die wir an unsere geplante Weltreise im Kopf hatten, einmal auszusprechen. Wir wollten für uns selbst einfach mal klar kriegen, warum wir überhaupt auf Weltreise gehen und was wir uns davon versprechen. In unserem Video Warum auf Weltreise kannst Du Dir mal anhören, was das für eine ganze Latte an Erwartungen war.

Anlässlich unseres mittlerweile zwei-jährigen Reisejubiläums (heute juhuuu) – graben wir diese Erwartungen mal wieder aus und überlegen hinterher, ob sie sich mittlerweile erfüllt haben oder eher nicht und wie wir mittlerweile dazu stehen.

Sonja 3
Vor der Reise hat man ganz viele Träume ...
... Wünsche und Erwartungen ...

Was waren unsere Erwartungen ?

1. Mehr Zeit für uns und diese besser nutzen

Weit weg von Zuhause, Arbeitgeber, Haushalt und Terminen, wollten wir die neu gewonnene freie Zeit auf Reisen nutzen, um all das zu tun, wozu wir im 9-5-Alltag nicht kamen: Wir wollen Yoga intensivieren, uns wieder bewusster ernähren und bisschen abnehmen, ganz viel lesen, unsere Serien gucken, mal wieder tauchen gehen, unseren Blog endlich aufbauen, YouTube intensivieren, ein Online Business abfangen, Fremdsprachen und Gitarre spielen lernen, endlich mal ausschlafen, Muße finden und Zeit für uns haben usw. Alles auf einmal!

2. Ein neuer Lebensabschnitt

Eine Erwartung, die wir auch mit der Weltreise verknüpften war, dass wir den Start der Reise zeitgleich auch als Schritt in einen neuen selbstständigen und unabhängigen Lebensabschnitt sahen. Wir wollten uns selbstständig machen, hatten schon viele Ideen und wollten uns unterwegs endlich damit beschäftigen.

3. Langsam und intensiv Reisen, um Länder kennenzulernen, statt abzuhaken

Ganz wichtig war uns, langsam zu reisen. Im Vordergrund der Reise sollte nie stehen Rekorde aufzustellen oder so viele Länder wie möglich abzuhaken. Im Gegenteil, wir wollten lieber langsam vorrankommen, dafür aber intensiver reisen, um Orte und Länder besser kennenzulernen. Daher wollten wir auch gerne mit dem Camper unterwegs sein, siehe 4.

4. Mit dem Camper durch die Welt

Wir haben viel Zeit, Mühe und Geld dafür geopfert, das für uns perfekte Weltreise-Mobil zu finden, um damit so weit wie möglich durch die Welt fahren zu können. Wir schlossen zwar nicht aus, das Fortbewegungsmittel oder unsere Reiseart möglicherweise auch mal zu wechseln oder zu ändern, aber eigentlich sollte uns das Bimobil soweit wie möglich tragen.

5. Kulturen und Menschen kennenlernen und selbst ein Bild machen

Ich bin als Ethnologin und Religionswissenschaftlerin sowieso an Kulturen, Religionen und Menschen interessiert. Von der Reise erhoffte ich mir nicht nur flüchtige Bekanntschaften auf der ganzen Welt, sondern auch tiefe Einblicke in fremde Kulturen, Bräuche und Gewohnheiten, um sie verstehen zu können auch wenn sie ganz anders als meine eigenen sind. Wir möchten unsere Vorstellung von der Welt nicht in erster Linie durch Medienberichterstattung prägen lassen und auf die Angstmacherei anderer vertrauen, sondern wollten uns vor Ort selbst ein Bild von Land und Leuten machen. Wir wollten so wertfrei wie möglich in die Welt reisen und unsere bestehenden Vorurteile und Unwissenheit nach und nach abbauen.

6. Reise als Selbsterfahrung

Eine weitere Motivation oder Erwartung an unsere Reise war es, sich mehr mit uns selbst und unseren Bedürfnissen und Gewohnheiten auseinanderzusetzen. Auch wollten wir uns in spiritueller Hinsicht weiterentwickeln und einfach durch Erfahrungen unterwegs wachsen und unseren Horizont erweitern.

7. Spaß und Abenteuer

And last but not least, wollen wir natürlich auch einfach unsere Reise genießen, die Welt entdecken, Spaß haben und Abenteuer erleben.

Was wurde aus unseren Erwartungen nach 2 Jahren auf Reisen ?

Zu 1. – Mehr Zeit für uns und diese besser nutzen 

Wir hatten die utopische Vorstellung, auf Reisen viel mehr Zeit für all das zu haben, wozu wir zu Hause nicht kamen, schließlich lässt man ja all die Zeitkiller wie Arbeitgeber, Haushalt und Termine hinter sich.

Doch genau da lag schon unser erster Denkfehler, was wir bereits kurz nach Reisestart merkten:

Arbeiten auf Reisen

Wir ließen zwar unsere Jobs gekündigt zurück, doch das bedeutete nicht, dass die Arbeit zu Hause blieb. Wir hatten unsere Reise ja von vornherein so geplant, dass wir auch unterwegs arbeiten wollen. Sei es einerseits eine unabhängige Selbstständigkeit mit verschiedenen Projekten aufzubauen (siehe Punkt 2), aber auch Work & Travel Erfahrungen unterwegs zu sammeln.

Das Arbeiten unterwegs an sich ist nicht das Problem, man muss sich nur einfach bewusst sein, dass das nicht mal eben so nebenbei funktioniert, sondern extra Zeit in Anspruch nimmt, die man sich dann eben von der Reisezeit „abknapsen“ muss. Ein Grund mehr, warum wir so langsam reisen, weil etwa die Hälfte der Zeit einfach fürs Arbeiten drauf geht. Den kanadischen Winter haben wir z.B. genutzt um mit Work & Travel Erfahrungen in Kanada unsere Reisekasse wieder aufzufüllen, doch das dauerte auch seine Zeit.

Will damit sagen: reist man mit offenem Ende, aber begrenztem Budget, muss man natürlich auch Arbeitszeit in irgendeiner Form in seine „freie Reisezeit“ mit einkalkulieren oder die Reise halt entsprechend verkürzen.

Auch im Paradis ist man fleißig ...

Das bisschen Haushalt macht sich von allein …

Und obwohl wir ja fast unseren ganzen Haushalt aufgelöst, verkauft, verschenkt und untergestellt haben, ist auch der „Haushalt“ ein großer Teil der Reise. Besonders wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Auch wenn das Leben als Nomade im Camper wahnsinnig toll und flexibel ist, begleiten einen natürlich dennoch so banale Alltäglichkeiten wie Einkaufen, Kochen, Wäsche waschen, aufräumen und putzen in seiner kleinen Welt auf Rädern. Sprich auch dieser Zeitslot fällt auf unserer Reise nicht komplett weg, sondern ist eigentlich ähnlich zeitintensiv wie Zuhause, wobei das wohl auch von Traveller zu Traveller und je nach Reiseart unterschiedlich ist.

Das bisschen Haushalt ...

 Termine auf der ganzen Welt

Ein Leben ohne Uhr und Kalender – schön wärs! Also eine Armbanduhr tragen wir tatsächlich nicht mehr seit wir unterwegs sind. Aber Termine haben wir natürlich trotzdem. Sei es die Steuererklärung, seien es Familienfeiern, zu denen man per Skype eingeladen ist, seien es Kooperationen und gewisse Deadlines, sei es ein Banktermin, um ein Konto im Ausland zu eröffnen, sei es ein Telefontermin, um irgendwelche Formalitäten in Deutschland zu klären … Auch hier: Keine Illusion, die Termine verfolgen Dich auf Schritt und Tritt, egal wie weit weg Du von Zuhause entfernt bist!

 

Der Reisealltag hat auch nur 24 Stunden

Lesen, Yoga, Fremdsprachen, Gitarre lernen, Tauchen gehen, Ernährung, Sport, Muße, Blog aufbauen und Spiritualität sind tatsächlich auch auf Reisen bei uns zu kurz gekommen. Vielleicht haben wir aber auch einfach nur zu viele verschiedene Interessen. Wir waren zeitweilig tatsächlich enttäuscht von uns, dass wir bestimmte Dinge nicht „geschafft“ haben, denn in unserer Vorstellung hatten wir uns das so schön ausgemalt und dachten, wir hätten unterwegs endlich mehr Zeit für alles.

Doch es war unrealistisch zu denken, wir könnten nun alles zeitgleich machen, wozu wir vorher nicht kamen, denn unser Tag auf Reisen hat eben auch nur 24 Stunden. Man kann leider auch auf Reisen nicht alles machen, was man gerne würde, irgendwas bleibt leider immer auf der Strecke – das mussten wir tatsächlich einsehen und so hinnehmen wie es ist. Man muss tatsächlich Prioritäten setzen, sonst verzettelt man sich und kommt sogar auf Weltreise in Stress. Und schließlich geht es ja auch nicht darum irgendwas zu „erledigen“ und „abzuhaken“, sondern in erster Line ums Reisen. Doch die Projektionen und Erwartungen an diese Zeit waren nun mal vorher da.

Wir versuchen nun eins nach dem anderen, was halt dazu geführt hat, das der Reiseblog z.B. erst vor kurzem fertig wurde, statt zum Reisestart. Aber es ist eben wie es ist!

Natürlich ist das alles davon abhängig, wie man seine Reise plant, wie lange man reist, was man für ein Typ ist, was man für Ansprüche hat, ob man auch unterwegs arbeiten will und und und. Das sind jedenfalls unsere Erfahrungen damit.

Zu 2. – Ein neuer Lebensabschnitt

Bei uns kam aber auch noch der Umstand dazu, dass wir zwei große Schritte zeitgleich gewagt haben, nämlich auf Reisen zu gehen UND uns selbstständig zu machen. Beides sehr Zeit intensive Dinge, die eigentlich beide volle Aufmerksamkeit brauchen. Besonders eine Selbstständigkeit aufzubauen, ist wie viele sich denken können, extrem zeitintensiv und von unterwegs on-the-road sehr sehr mühsam und nur mit vielen Herausforderungen zu bewältigen.

Das haben wir tatsächlich unterschätzt und uns gewünscht, dass wir einige unserer Projekte und Ideen schon vor der Reise umgesetzt hätten, statt jetzt unter erschwerten Bedingungen… Wir schaffen auch nicht alles, was wir uns vorgenommen haben unterwegs umzusetzen. Aber das ist dann halt so.

Natürlich funktioniert das nicht mal ebenso nebenbei in einer Vier-Stunden-Woche am Strand, wie einige digitale Nomaden vielleicht den Eindruck erwecken. Aber es geht irgendwie, wenn man sich nicht verrückt macht, sondern Prioritäten setzt, einfach fleißig ist und weitermacht.

Zu dem zeitlichen Spagat Reisen und Reisedokumentation haben wir ja bereits schon viel gesagt und geschrieben, auch das zusätzliche Arbeitsvolumen hatten wir vorher unterschätzt.

Zu 3. – Langsam und intensiv Reisen, um Länder kennenzulernen, statt abzuhaken

In diesem Punkt deckten sich unsere Erwartungen und Vorstellungen vor der Reise sehr mit der Realität unterwegs, würde ich sagen. Wir haben auf der gesamten bisherigen Reise gemerkt, dass es gut war langsam und flexibel in unserem eigenen Rhythmus zu reisen und einfach so lange bleiben zu können, wie wir wollen. So konnten wir einen Monat lang Italien bereisen, über drei Monate Andalusien erkunden, drei Monate Marokko kennenlernen und nun 15 Monate in Kanada verbringen. Vermutlich schaffen andere Reisende in zwei Jahren sogar zwei Weltreisen und haken hinterher möglicherweise all ihre Länder von der Bucket-List, doch wir wollten es lieber anders. Wir waren um jeden Moment froh, den wir überall noch länger verbringen konnten. Und trotz unserer Langsamkeit und intensiven Zeit, haben wir oft gedacht, dass die Zeit wie verrückt rast und wir tatsächlich gerne noch länger bleiben würden, weil es überall so viel zu entdecken gab.

Es ist definitiv ein sehr großer Unterschied, ob man drei Wochen Urlaub irgendwo macht oder ob man drei Monate oder länger vor Ort lebt. Wir sind in der Hinsicht sicher nicht die klassischen Reisenden, sondern eher wie Nomaden, die überall eine gewisse Zeit leben und dann weiterziehen. Aber so haben wir uns das tatsächlich auch vorgestellt.

Zu 4. – Mit dem Camper durch die Welt

Tja, in diesem Punkt haben wir uns gleich doppelt geirrt bzw. andere Pläne und Vorstellungen gehabt. Aber ihr wisst ja, wie das mit Plänen auf Reisen so ist, da hatte ich ja vor genau einem Jahr schon mal etwas zu geschrieben. Wir versuchten daher so wenig wie möglich irgendwas starr für die Reise zu planen, fast alles ließen wir offen. Doch das Reisegefährt stand von vorn herein fest, wir wollten mit dem Bimobil durch die Welt reisen.

Nach Marokko war allerdings das erste Mal klar, dass wir mit diesem Gefährt nicht nach Kanada weiterreisen können bzw. wollen, weswegen wir es in Deutschland zurückließen und verkauften. Nun nach Kanada war es ein zweites Mal soweit, dass wir uns unserer Weiterreise zu Liebe von unserem „Plan“ mit dem Wohnmobil zu reisen, gelöst haben. So ist das eben manchmal. Aber immerhin sind wir seit fast zwei Jahren mit dem Wohnmobil unterwegs gewesen, das is ne lange Zeit. Es tut im ersten Moment weh, sich einzugestehen und zu akzeptieren, dass irgendwas nicht so funktioniert, wie gedacht. Aber wenn man erstmal loslassen kann und das Leben so annimmt wie es nun einmal ist, öffnen sich neue Türen und Möglichkeiten, die nicht weniger gut sein müssen. 

Zu 5. – Kulturen und Menschen kennenlernen und selbst ein Bild machen

Selbst ein Bild von der Welt zu machen, war eine gute Entscheidung und eine der Hauptmotivationen für diese Reise. Wir sind sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit haben, andere Kulturen kennenzulernen, von ihnen zu lernen und uns auszutauschen. Wir haben bisher sehr davon profitiert und die verschiedensten tollen Menschen kennengelernt.

Was automatisch passiert, wenn man mit fremden Kulturen konfrontiert ist, man reflektiert die eigene Kultur und Herkunft. Man macht sich über seine Heimat Gedanken, reflektiert seine Gewohnheiten, wundert sich über seine eigene Sprache, hinterfragt seine Überzeugungen und vergleicht seine Kultur mit anderen.

Wir haben gemerkt, dass sich viele Vorurteile oder Stereotypen in Luft auflösen, wenn man offen, respektvoll und furchtlos auf fremde Kulturen zugeht. Natürlich bestätigen sich auch einige Klischees hin und wieder, aber das sind oft auch subjektive Wahrnehmungen.

Am besten ist eigentlich, ohne jegliche Wertung, Vorstellungen und Erwartungshaltung in fremde Länder zu reisen und einfach aufzusaugen, was einem für Erfahrungen dort geboten werden. Aber es ist machmal auch nicht so einfach, sich kein Urteil zu bilden oder seine eigenen Vorurteile abzubauen.

In Marokko haben wir z.B. gemerkt, dass man auf keinen Fall auf die Panikmache und Befürchtungen anderer hören sollte, die einem Angst machen wollen und abraten, in dieses interessante Land zu reisen, obwohl sie selbst noch nie dort waren. Um mitreden zu können und eine Meinung zu haben, muss man es einfach selbst erlebt haben.

Es ist mitunter aber auch sehr anstrengend sich diesem „Kulturaustausch“ immer bewusst auszusetzen. Man will und kann nicht den ganzen Tag hinterfragen, lernen und reflektieren. Man braucht auch einfach mal Ruhe, Pause und Privatsphäre ohne gleich abweisend, unhöflich oder respektlos zu wirken. Wir waren daher teilweise auch einfach froh, unsere eigenen vier Wände dabei zu haben, in denen wir uns tatsächlich Zuhaue fühlten. Doch wenn man so mit dem Camper reist, ist man teilweise auch etwas isoliert und kommt nicht unmittelbar mit anderen in Kontakt. Man muss schon selbst auf Menschen zugehen und den Austausch suchen, haben wir gemerkt.

Zu 6. – Reise als Selbsterfahrung

Hmmm, sehr sehr schwierig zu beantworten… Sagen wir mal so: So aktiv sich mit uns selbst zu beschäftigen, hat irgendwie nicht so richtig oder nur ab und zu mal funktioniert, auch hier hatten wir das Gefühl dieser Part ist auf der Reise zu kurz gekommen. Gerade in Bezug auf Meditation und so… Aber wenn man es genau nimmt, haben alle Erlebnisse und Erfahrungen passiv ganz enorm zur Selbsterfahrung beigetragen. Man hat sich selbst und vor allem auch den Partner nochmal auf ganz andere Weise kennengelernt und Facetten entdeckt, die vorher verborgen waren. Die Herausforderungen so einer Reise sind manchmal wie eine emotionale Achterbahn und verlangen einem viel Mut, Geduld, und starke Nerven ab. Daran wächst man und lernt viel über sich selbst. Durch das Verlassen der bequemen Komfortzone und dem Abenteuer-Ins-Auge-Blicken, setzt man sich auf jeden Fall unmittelbarer mit dem Leben an sich auseinander und weniger mit Banalitäten, würde ich sagen.

Erwartungen zwar nicht erfüllt in diesem Punkt, aber stattdessen andere Erfahrungen gemacht, kann man sagen !

Zu 7. – Spaß und Abenteuer

Vor so einer Reise träumt man natürlich ausschließlich von der positiven Seite des Reisens. All die negativen Erlebnisse oder all die Strapazen und Herausforderungen, die möglicherweise auf einen zukommen könnten, blendet man in dem Stadium vor der Reise erstmal aus. Aber natürlich gehören auch diese früher oder später zu jeder Reise dazu. Ok, bei uns kamen gleich am Anfang schon sehr viele Klopfer wie z.B. alle Wertsachen gestohlen, Camper kaputt, wieder zurück nach Hause, Camper nicht nach Kanada verschiffen und und und. Aber wir haben es überlebt und gingen jeweils gestärkt aus solchen Krisen hervor.

Denn trotz aller Strapazen, die man bei so einem Abenteuer mitmacht, wird man doch auch immer wieder mit der Sonnenseite des Reisens belohnt. Sei es in türkiesen Bergseen der Rocky Mountains zu schwimmen, auf einem Gnadenhof drei Tag lang Leben zu retten, im Regenwald 500 Jahre alte Bäume zu berühren, die Milchstraße zu bewundern, in den Great Lakes zu tauchen, Grizzly-Bären beim Löwenzahn-Knabbern zu beobachten, Andalusiens Höhlenmenschen kennenzulernen, mit Kanu und Zelt in Kanadas Wildnis zu ziehen, zwei Tage auf Marokkos höchsten Berg zu wandern, Feuerholz für den kanadischen Winter zu hacken, einem Sandsturm in der Sahara zu trotzen, durch Hanffelder zu wandern oder mit einem Berber über Bayern-München zu fachsimpeln…

Es sind so unendlich viele tolle Erlebnisse und Erfahrungen, vor allem auch so vermeintlich kleine Details, die unsere Reise einmalig und unvergesslich machen. Millionen Erinnerungen von dieser intensivsten Zeit unseres Lebens brennen sich tief in unsere Seelen ein. Und wir sind dankbar dafür, auch wenn das seinen Preis hat!

Erwartungen hin oder her - wir genießen das Leben, so wie es kommt 😉

Unser Fazit 

Natürlich hat man Träume, Wünschen, Bedürfnisse und Pläne und natürlich macht es Spaß, sich seine Reise im Vorfeld auszumalen, vorzustellen und auch ein wenig rumzuspinnen und zu träumen. Doch wir haben gemerkt, dass man einfach nicht zu große Erwartungen an die Reise, aber auch nicht an sich selbst auf Reisen stellen sollte.

Erwartungen können leicht enttäuscht werden, wenn die Pläne nicht klappen. Das muss nicht mal mit negativen Erlebnissen in Verbindung stehen. Im Gegenteil, manchmal nehmen wir Situationen nur als negativ war, weil wir es uns anders vorgestellt hatten. Letztendlich ist es einfach nur anders, als in unserer Vorstellung.

Erwartungen sind lediglich Vorstellungen in unserem Kopf. Natürlich hat das nicht zwangsläufig immer etwas mit der Realität zu tut. Doch das heißt nicht, dass wir gleich enttäuscht sein müssen. Wir müssen nur gelassener werden und uns die neue Situation einmal wertfrei anschauen, dann gleichmütig annehmen und vielleicht sogar noch etwas daraus lernen.

Das ist nicht immer einfach, aber wir versuchen, Dinge erwartungsloser auf uns zukommen zu lassen und uns dann vom Leben überraschen zu lassen. Ohne große Erwartungen begegnen wir der Welt und ihren Herausforderungen viel offener, viel neutraler, viel gelassener. Und man kann sich dann über positive Überraschungen viel mehr freuen, statt enttäuscht zu werden!

Das hat nichts mit Pessimismus und auch nichts mit Realismus zu tun. Es ist vielmehr ein gewisser Gleichmut und eine Neutralität mit der man der Welt offen begegnen kann.

Wir alle haben Überzeugungen, Vorstellungen, Wertungen und Erwartungen an uns selbst, an andere Länder, Kulturen und andere Menschen. Entsprechen sie nicht unseren Vorstellungen, urteilen wir oft vorschnell und sind enttäuscht, satt mal genauer hinzuschauen.

Wir reisen doch nicht, weil wir vorher schon alles wissen. Nein, wir reisen, um über unseren beschränkten kleinen Tellerrand hinwegzusehen, unsere Komfortzone zu verlassen, neue Eindrücke zu sammeln, uns selbst ein Bild zu machen und von der Welt da draußen zu lernen. Es ist doch ganz selbstverständlich nicht alles so, wie wir das vorher schon im Kopf hatten. Und das soll und muss auch so sein!

Über die Entdeckung dieser Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität, sollten wir nicht enttäuscht sein. Im Gegenteil, wir sollten uns freuen sie zu entdecken, sie reflektieren und daraus lernen. Dann schaffen wir etwas, was wir uns vom Reisen doch eigentlich erhoffen: 

Ein Stück Weltkenntnis zu gewinnen und unseren Horizont mit dem wahren Leben zu erweitern!

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4 thoughts on “Erwartungen an eine Weltreise – Resümee nach 2 Jahren on Tour

  1. Jana says:

    Hallo ihr Beiden,
    Wir sind jetzt seit 100 Tagen mit unserem alten Wohnmobil in Südeuropa unterwegs. Die Sache mit den guten Vorsätzen kenne ich zu gut. Ich habe mich in eurem Beitrag oft wieder erkannt 🙂
    Ich habe aber schnell aufgehört, mich wegen irgendwelcher unerfüllten oder unerfüllbaren Vorsätze schlecht zu fühlen. Schließlich wollte man ja eigentlich das Hamsterrrad voller Stress und Erwartungsdruck verlassen 🙂

    Mit auf unserer Reise ist eine Yogamatte, die eigentlich natürlich für Yoga gedacht war. Jetzt dient sie nun als Auflage, wenn mein Freund mal wieder unters Auto kriechen muss, um dem Anlasser auf die Sprünge zu helfen 😉

    Wir wünschen euch weiterhin eure Traumreise 🙂

    • wirsindveg says:

      Liebe Jana, freut uns zu hören, dass ihr Euch da wiedergefunden habt. Mit der Yogamatte kann ich auch gut verstehen (schmunzel)
      Aber ja, es ist wie es ist und man sollte sich nicht verrückt machen, sondern in erster Linie die Reise genießen 😉 Für Euch auch alles Gute und LG aus Jamaika

  2. Claudio says:

    Hi Ihr zwei,

    ich bin ein Halbspaghetti (Mutter kommt aus Eurer Gegend), ehemaliger Übersetzer/Dolmetscher, der seit vielen Jahren eine Auszeit nimmt und ebenfalls Kanada sehr mag.

    Tolle Fotos im Kalender. In München ist ein Verlag (CALVENDO), der, wenn man gute Ideen/Bilder hat, Eure Werke samt ISBN-Nummern, publiziert. Für Euch kostenlos (eine ISBN ist ja pro Jahr recht teuer), allerdings sind die potenziellen Verdienste minimal. Aber vielleicht bringt das etwas Publicity…

    Wenn Ihr mich googelt, findet Ihr auch andere fototechnischen Links.

    Weiterhin viel Glück und alles Gute (unsere Tochter, der ich Kanada für ihre Zukunft nahegelegt habe, studiert jetzt, vielleicht steige ich wieder in meinen alten Job ein, den kann man ja inzwischen von überall aus machen, und wir treiben uns wie Ihr ein bisschen mehr rum).

    Ciao

    Claudio (Del Luongo)

    • wirsindveg says:

      Hallo Claudio, vielen Dank für Deine Tipps. Ja, wir hatten auch erst überlegt, den Kalender verlegen zu lassen, haben uns aber wegen des geringen Verdinstes daran dagegen entscheiden. Allerdings fehlt beim Selbstverlag die nötige Reichweite und Werbung… Beim nächsten Mal machen wir es vielleicht mnal über einen Verlag. Wenn Du auch wieder losziehst, wünschen wir Dir gute Reise und viel Spaß 😉 Ich würde auch jedem raten, mal nach Kanada zu gehen und dort Zeit zu verbringen, wenn man die Zeit und Möglichkeit hat 😉
      LG aus Hannover

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